Wesensschwäche?????

Während für den Einsatz eines Deckrüden statt Alimente eine saftige Decktaxe fällig wird, verweigern die meisten Hundeväter ihre Mithilfe bei der "Kindererziehung". Diese bleibt dann meistens an den doppelt belasteten Hundemüttern hängen. Und eine gute Zuchthündin hat alle Pfoten voll zu tun um ihren Sprösslingen Manieren beizubringen! Beobachter könnten so viel fürs Hundeleben lernen, würden da nicht die mitleidigen, überbesorgten Zweibeiner, die mit Schmackes vorgetragenen Erziehungslektionen völlig missverstehen. Das so manche Hündin angesichts des Possenspiels in der Welpenaufzucht nicht das Handtuch wirft und nach dem nächsten Belegen aus Trotz leer bleibt, grenzt an ein Wunder.

Bevor ich mich für einen Welpen aus Ihrer Zucht entscheide möchte ich mich erst einmal von der Wesensfestigkeit Ihrer Mutterhündin überzeugen. Ich suche nämlich einen Welpen mit einem erstklassigen, weit überdurchschnittlichen Charakter, und daran hat ja das Verhalten der Mutterhündin maßgeblichen Anteil, wie man heute weiß. (So oder ähnlich könnte es sich in jeden Zücherhaushalt zutragen)

Bitte sehr, der Besuchstermin mit dem Anrufer Dr. Dr. Hugo Diesel nebst Ehefrau wurde festgemacht und der selbsternannte Hundekenner zum Kaffeetrinken in den Auslauf bestellt.

Dort erlebte gerade einer der putzmunteren 7 Wochen alten rotzfrechen Welpen sein blaues Wunder. Die Mutterhündin hatte es auf ihn abgesehen, da er ihr verbotenerweise, den Ball geklaut hatte. Dieser sprintete in wilden Hechtsprüngen durch den mit wertvollen Prägungsausstattung voll gestopften Abenteuerspielplatz, bei dessen Anblick Uneingeweihte an eine Restmülldeponie denken mussten. Der gejagte Welpe huschte in den schwarz-weiß gestreiften Kriechtunnel, aus der Kinderabteilung des bekannten schwedischen Möbelhauses. Doch da passte Muttern auch gerade noch mit einem Affenzahn hindurch, was das gute Stück auf halber Strecke mit einem dumpfen Knall zum Platzen brachte. Kurz bevor die Hündin ihrem Söhnchen einen dreifachen Rittberger abverlangen konnte, rettete sich der Gejagte in einem auf der Seite liegenden Palmentopf und schoss daraus vor und zurück wie eine kleine giftige Natter. Das ermunterte Frau Mama zu einer heftigen Bellattacke blitzender Gebißdemonstation und funkensprühendem Augenrollen. Doch die Lektion war nicht beendet solange der aufmüpfige Sohnemann nicht die Waffen streckte und ein Aufgeben signalisierte. Also wieder raus und ins nächste Versteck gehechtet, das "Muttermonster" immer dicht auf den Fersen!

Am Kaffeetisch war derweil der bis dahin gar nicht unsympathische Smalltalk völlig verstummt, denn das Getöse hatte eine Lautstärke angenommen, die dem Starbahnflair einer Düsenmaschine  alle Ehre machte. Das ungleiche Duo kreuzte derweil unglücklicherweise die Koordinaten des üppig gedeckten Tisches, Kirschtorte und Apfelkuchen mit Sahnehäubchen in hohem Bogen von ihren Tellern katapultiert klatschen auf den Boden. Die übrigen Welpen stürzten sich begeistert auf die vom Himmel gefallen Köstlichkeiten. Ihre Hygienepflichten eifrig nachkommend. Die Besucher wischten sich mit versteinertem Gesicht den Milchkaffee vom für einen Welpenbesuch viel zu feinen Zwirn, und fragten die Züchter mit bebender Stimme . Was hat denn der arme kleine Hund seiner Mutter nur angetan???? Gar nichts, außer...... wollte der Züchter gerade ansetzen .... Danke so haben wir uns das aber nicht vorgestellt. Die hat ja eine manifestierte Wesensschwäche.........

Am nächsten Tag zur selben Zeit Welpeninteressentin Heike  war mit ihrem Gatten Herribert eingetroffen, im Arm einen großen durchaus niedlichen Plüschhasen, als Mitbringsel für die Welpen. Kaum saß die Gesellschaft am Tisch, wurde die Gabe mit einem Säuseln in die interessierte Geschwisterrunde auf den Boden gelegt.  Hundileins spielt schön mit dem Hasilein, extra weicher Softplüsch und ökologisch ungebleichter Baumwolle. Der Züchter wollte das Unglück gerade noch verhindern , da preschte die Mutterhündin hervor, ergriff die "Beute" und alle Welpen hinterher.... Die Kinderschar brüllte aus vollem Hals... wir auch... Wir auch und begannen zielsicher Augen und Nase des Plüschtiers abzutrennen.

So tun Sie doch nun endlich was, kreischte unterdessen Heike. Das arme Hasilein war für die Welpen zum lieben Kuscheln bestimmt. Das ist doch ein Trauma. In einer würdevollen Schuhkartonbeisetzung wurden die Plüschfetzen beigesetzt.

Marlies van der Berg hieß der nächste Versuch. Wie durch ein Wunder staunte sie gar nicht, als ihr mitgebrachter Büffelhautknochen am nächsten Tag, Stück für Stück einzig und allein im Schlund der Mutterhündin verschwand, und den Welpen nur das Zuschauen blieb.  "Klar sie setzt deutliche Tabus und erlaubt deshalb den Lütten nicht, sich ihr zu nähern. So lernen die Welpen, bedrohliches Ausdrucksverhalten ernst zu nehmen und später einem anderen Hund, der auch entschieden grollt, nicht ins offene Messer zu laufen. Die extrem verkrampfte Körperhaltung der Züchter lockerte sich, endlich mal jemand der unsere Hundemutter auch versteht, seufzten sie.

Doch die Begeisterung über soviel Kompetenz sollte bald wieder verpuffen. Bei der Abholung den hübschen kleinen Rüden auf dem Arm, drehte sie sich noch einmal rum. Und in $ Monaten machen wir dann ein Junghundtreffen mit dem ganzen Wurf, sagten Sie??? da wird sich die Hundemama aber riesig freuen endlich ihre Kinder wieder zu sehen. Sie wird sicher jeden einzelnen freudestrahlend ablecken. Bestimmt wird sie ihr eigen Fleisch und Blut bis dahin ganz doll vermissen......................

Der Züchter schwört bis heute, das die Mutterhündin sich daraufhin als Antwort energisch mit der Pfote an den Kopf getippt hat.....

 

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