Ich bin schon mehrfach gefragt worden, worin denn der
Unterschied eines Rettungshundes und eines VPG-Hundes
(Vielseitigkeitssporthund) liegt.
Viele sind der Meinung, dass Rettungshunde ja nur suchen müssen und VPG
Hunde dagegen aggressiv sind. Diese Vorurteile sollten eigentlich dank
Internet und vielen anderen Kommunikationsmöglichkeiten längst aus der
Welt geschaffen sein.
Anschließend möchte ich einmal meine Sicht der Dinge vorstellen.
Rettungshunde

Fangen wir doch mal beim Rettungshund an. Dieser Hund
muss eine optimale Aufzucht und Prägung erhalten haben und zudem ein
perfekter Allrounder sein. Ob im Altenheim, mit behinderten Menschen,
mit Kindern, anderen Tieren, in überfüllten U-Bahnhöfen, auf
Flughafengelände mit startenden Maschinen oder im Wasser, auf Geröll,
auf ebenen Flächen und in unwegsamen Gelände, er muss sich immer und
sofort, auf neue und sicherlich manchmal unangenehme Situationen
einstellen können.
Auch das ist Nina mit Merlin

Zudem muss er trieblich so hoch gelagert sein, das er
ohne Reizlage und ohne weitere Motivation, auch in überaus schwierigem
Gelände selbstständig arbeitet. Körperliche Belastbarkeit und absolute
Nervenstärke sind dabei Grundvoraussetzungen.

Nina mit Merlin

Lange Konzentrationsfähigkeit, guter Gehorsam und
absolute Zuverlässigkeit zählen ebenfalls zu den Voraussetzungen, die
ein solcher Hund aufweisen muss. Jährliche Wiederholungsprüfungen, die
sicherstellen, dass der Hund über die nötige Fitness sowie den Gehorsam
in allen möglichen und unmöglichen Situationen beibehält, sind Teil
seiner Ausbildung. Einsatzgebiete, wie die südlichen Länder aber auch
hier bei Kälte, müssen für diese Hunde selbstverständlich sein.

Und hier etwas für diejenigen die trockene Lektüre
mögen :-) Auszüge der Prüfungsordnung für Rettungshund:
Freifolge, Sitz Platz, Steh aus der Bewegung (in
einer Reihenfolge die der Prüfer vorher ansagt), Winkel rechts und
links, langsamer Schritt und Laufschritt, Voraus, Personengruppe in
Bewegung mit und ohne Hund (Rüde und Hündin in der Gruppe), vom
Hundeführer tragen lassen und an Fremdperson übergeben, beides 10
Meter Ablage während ein anderer Hund die komplette UO läuft.
Alternativ zum Voraussenden geht auch Detachieren,
also schicken des Hundes auf drei verschiedene Gegenstände in einer
Reihenfolge die der Prüfer vorgibt.
Bewegliche Brücke (wackeliges Brett auf Tonnen
oder ähnlich). Hund springt auf Kommando drauf, muss auf das nächste
Kommando auf dem Brett stehen bleiben und dann weiter geschickt
werden.
Waagerechte Leiter, Wippe, Tunnel. Die Geräte
müssen jeweils komplett begangen werden ohne vorheriges Abspringen
am Ende des Gerätes, der HF bleibt vor dem Gerät stehen. ca. 2000 qm
Trümmer, ein bis drei Versteckpersonen (jeweils mit mind. 50 cm
Schutt begraben), 20 Min Zeit, der Hundeführer darf den Trümmerberg
nur betreten, wenn der Hund außer Sicht ist und muss spätestens bei
Ablauf der Suchzeit sagen, wie viele Personen versteckt sind.
Verweis durch Verbellen, wobei der Hund die Stelle
möglichst genau ausgearbeitet haben muss und nicht mehr verlassen
darf. Zur Ablenkung laufen Motorsägen oder ähnliche Sachen die genug
Krach machen, Schwelfeuer auf dem Trümmerberg, Futter und getragene
Kleidung werden ausgelegt und dürfen nicht angezeigt werden.
Verweistest: eine Person liegt auf einer offenen
Wiese für den Hund sichtbar, ein Prüfer steht daneben um zu gucken.
Der Hund wird geschickt und muss anzeigen ohne zu bedrängen (bei den
meisten Prüfern zählt das berühren schon als bedrängen) und darf
einen Umkreis von 5 m nicht verlassen.
Suche: Wald, dicht bewachsen 30000 qm,
Mindestbreite 100 Meter, 1-2 Versteckpersonen (spielen bewusstlos)
mit natürlichen Materialien bedeckt, meistens liegt ne ganze Tanne
auf den Personen, so dass der Hund nicht wirklich dran kommt. Hund
muss selbständig suchen, sich aber bei Bedarf schicken lassen.
Selbständige Anzeige ohne Beeinflussung des HF, der Verbeller darf
auch hier den Umkreis von 5m nicht verlassen und nicht bedrängen.
Suchzeit höchstens 20 Min. Es darf keine Strecke doppelt begangen /
abgesucht werden. Damit es nicht zu einfach ist, rennen vorher ein
paar Leute mit ihren Hunden kreuz und quer durchs Suchgebiet. |
Das war die PO in ganz kurzer Form und nur mit den für den Hund
relevanten Dingen. Dazu kommt natürlich noch, dass der HF mit Funk
umgehen und sich orientieren muss (bei einem Suchgebiet von 100x300
Meter, mit einer einseitigen Wegbegrenzung kann man sich fürchterlich
verschätzen und schafft die Suchzeit nicht oder verläuft sich gänzlich),
vor jeder Prüfung gibt´s einen Theorietest, man muss genau die Lage
abchecken und befragen.
Voraussetzung für das Ganze ist der Eignungstest (im groben wie auf dem
Sommerfest vom Nathan e.V durchgeführt wurde). Der muss einmalig gemacht
werden, ohne Beeinflussung durch den HF.

Die Vermisstensuche nach älteren Menschen, verloren
gegangenen Kindern sowie das Auffinden von suizidgefährdeten Personen
gehören zum Alltag. Aber auch unterstützende Einsätze für Polizei und
Feuerwehr sind nicht die Ausnahme. Auch die Aufklärungsarbeit, wie viel
diese Hunde für uns Menschen tun, stehen auf dem Programm.
Mitten in der Innenstadt, umgeben von allerlei Trubel, fremden bellenden
Hunden und kleinen Kindern, müssen diese Hunde gelassen und völlig
neutral sein. Aber sobald sie dann zum Einsatz kommen, sind diese Hunde
genau wie unsere VPG Hunde: sofort trieblich hoch motiviert und
dominant, machen sie selbstsicher "ihre Arbeit".
Man kann einfach nur den Hut abziehen, Selbstdisziplin zum einen und
Trieb zum anderen. Diese Hunde müssen "denken", entscheiden und
umsetzen, ähnlich dem VPG Sport.
Ich bin überzeugt, dass die meisten der Rettungshunde auch vorzügliche
VPG Hunde wären.


Kurze Abkühlung
Update Okt,2010
Inzwischen hat sich das eine oder andere getan,
an dieser Stelle möchte ich euch gerne auch Aisha vom schwarzen Panther
vorstellen. Aysha ist eine Tochter von unserer
Jess und ebenfalls ausgebildeter Rettungshund.
Und wenn ich sehe was diese Hunde leisten
müssen, bin ich mehr als beeindruckt. Sie suchen unter Wasser, sie
suchen im Schnee, und überhaupt sind diese
Hunde dermaßen belastbar, so das ich glaube, das da so mancher
VPG Hund nicht mehr mitkommt.

Aisha vom schwarzen Panther
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Als ich das gesehen habe
wollte ich es zunächst nicht wirklich glauben, aber sie machen
es.... Die Hunde
gehen tatsächlich in ein
"Karussel" auch ins Spiegelkabinett, abgesehen von ihrer Nevenstärke
muss auch
Ruhe und Gelassenheit ein
Bestandteil ihrer selbst sein.
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Ein Hund der da die
Nerven verliert, nicht genügend Vertrauen in den Führer besitzt
kommt in dieser Sparte der Arbeit
nicht wirklich weiter.
Man darf ja auch nicht vergessen das diese Hunde dann auch noch
richtig "arbeiten" müssen.
So eine Leistung zu
erbringen ist sicherlich nicht unerheblich auch von der Konstitution
des Hundes abhängig.
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Unglaublich ist die
Arbeitsleistung dieser Hunde, die Ausbildung verlangt ein Höchstmaß
an Konzentration und Ausdauer.
Aisha wird auch "Unter
Wasser" eingesetzt. Ich finde es unglaublich was die Hunde an
Nasenleistung erbringen können. Man muss sich mal
vorstellen wie
anstrengend so was sein muss, wie sehr ein Hund sich konzentrieren
muss und sich auf keinen Fall
ablenken lassen darf.
Meine Hochachtung vor dem Können dieser Hunde aber auch.. für
diejenigen die einen solchen
Hund ausbilden.
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Aisha bei der Wassersuche
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Sie versucht Geruch zu
bekommen
Die Hunde springen ins
Wasser umkreisen dann schwimmend die Stelle an der sie fündig werden
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unglaublich .. oder
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Aisha
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Nach getaner Arbeit geht
es wieder nach Hause.
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Aisha |
Auch Spiel und Sport
gehört zum Alltag ..
schließlich müssen die
Hunde eine super Kondition haben und zudem sich immer wieder auf
neue lange konzentrieren
können
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Aisha .. mit ihren
Freunden
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Macht Spaß und schafft
Kondition
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Zwischendurch wird dann
auch wieder trainiert...
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Vorführungen gehören mit
dazu

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Also ich denke was
ein Rettungshund leisten muss ist wirklich knochenharte Arbeit
und man darf das
sicherlich nicht,
als... die suchen doch nur... abstempeln!!!
(Link zu der Seite
von der Rettungshundestaffel findet ihr in der Linkliste) |
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VPG
Unsere VPG Hunde (Vielseitigkeitssporthund) sind
ebenfalls Allrounder, sie werden auf Motivation und Trieblagen
aufgebaut. Die Zeiten, in denen sogenannter "Kadavergehorsam" damit in
Verbindung gebracht wurden, sind schon lange vorbei und gehören
sicherlich in ein Museum.
Auch im VPG Bereich sind eine gute Aufzucht und vor allem gute Anlagen
von Seiten der Elterntiere Grundvoraussetzung. Ein Hund, der nicht
optimal geprägt wird und ist, kann in diesem Sport nicht bestehen.
Dominanz, Selbstsicherheit, Mut und Herz gehören dazu. Bringt ein Welpe
nicht diese Eigenschaften mit, kann er in den einzelnen verschiedenen
Sparten, die ihm im VPG Sport abgefordert werden, nicht bestehen.
Wie auch im Rettungshundewesen, müssen die Menschen, die mit ihren
Hunden im Sport arbeiten wollen, selber eine gehörige Portion
Selbstdisziplin, Humor, Geduld, Zeit und Verstand mitbringen. Seminare
zur Weiterbildung und besseren Umsetzung, gehören für die
Rettungshundler genauso zum Leben wie für die VPGler.
Am allerwichtigsten bei der ganzen Sache ist natürlich der Hund. Zeigt
er Schwächen, hat keinen Mut oder zu wenig davon, fehlt ihm
Selbstbewusstsein und Stärke, zeigt er Nerven, wenn's mal laut und
unangenehm wird, ist er nicht belastbar genug, um "einzusortieren" was
von ihm verlangt wird, tja, dann wird das wohl nichts mit der
Ausbildung.
Um überhaupt im VPG Sport zugelassen zu werden, muss der Hund erstmal
eine Wesensüberprüfung sowie die BH Prüfung bestehen.

VPG besteht aus 3 Sparten, zuerst die Fährtensuche.
Der Hund muss lernen seine Nase sicher und korrekt einzusetzen. Ich
meine eine P.O (Prüfungsordnung) kann sich jeder mal genauer ansehen,
dort wird alles in allen Einzelheiten beschrieben, was von dem Hund
verlangt wird, das würde hier nun zu weit führen alles einzeln
auseinander zu nehmen. Sicher ist, dass Frauchen oder Herrchen, genauso
wie bei den Rettungshunden üblich, auch bei Wind und Wetter, bewaffnet
mit guten Leckerchen, Gegenständen in den Taschen, langer Leine und
Suchgeschirr losziehen, um sich in einem Feld hinzustellen und eine
Fährte von Ausmaßen eines oder auch zwei oder drei Fußballfeldern zu
legen. Nach einem Spaziergang, um die Wartezeit ein bisschen zu
überbrücken, wird dann meist - zumindest bei den Anfängen - in gebückter
Haltung seinem Hund versucht zu erklären, dass da feine Leckerchen
liegen, die er suchen muss. Dem Hund gefällts in der Regel :-),
Frauchen, sobald sie wieder im Trockenen ist, auch :-)

Wotan
Der ausgebildete Hund muss auf einer Fährte, die mehrere Winkel
beinhaltet, Gegenstände in der Größe einer Streichholzschachtel finden
und diese dem Führer durch hinlegen, sitzen oder stehen bleiben
anzeigen. Diese Gegenstände müssen sich "zwischen" den Pfoten des Hundes
befinden um volle Punktzahl zu erreichen.

Jessy |

Wotan |
Die zweite Sparte im VPG Sport ist die Unterordnung.
Das saubere Ausführen der verschiedenen Übungen verlangen viel
Konzentration. Fußarbeit in allen Variationen, Sitz aus der Bewegung,
Platz und Steh aus dem Laufschritt, durchqueren einer Personengruppe und
Apportieren auf ebener Erde, Hürde sowie Kletterwand und das
Voraussenden mit Ablegen sind Bestandteile des VPG Hundes.

Niko
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Wotan
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Wer mit seinem Hund eine VPG taugliche Unterordnung
meistern möchte, hat also eine Menge zu tun. Mehrfaches, wöchentliches
Üben und Lernen sind für beide Seiten Standard, einmal die Woche reicht
sicherlich nicht aus. Zudem wird heute verlangt, dass der Hund die
Unterordnung von Anfang bis Ende im gleichen Triebbereich durchsteht.
Das ist ganz schön haarig und bedeutet üben, üben und noch mal üben.

Jessy

Jessy |

Jessy |
Eines ist jedenfalls klar, verfügen Hund und Führer
nicht über genügend Ausdauer, Disziplin, und bringt der Hund es nicht
mit, temperamentvoll und spielfreudig sowie belastbar zu sein, gibt man
diese Form des Hundesports schnell wieder auf.

Wotan |

Shandar |

Shandar mit Sandra
Die 3te Sparte im VPG Sport ist natürlich der
eigentliche Schutzdienst.
Hat der Hund nicht den Willen, den Trieb und den Mut, dann war es das an
dieser Stelle.
Hier geht es nun wirklich um physische und psychische Belastbarkeit.
Zudem wird dem Hund hier Härte, Tapferkeit und Gehorsam abverlangt. Er
selber muss sein Triebpotenzial kontrollieren und sich neuen Situationen
schnell und sicher stellen.
Umdenken und Zielstrebigkeit gepaart mit körperlicher Fitness und
emotionaler Stärke sind in diesem Teil der "Arbeit" unabdingbares Muss.
Aber auch Situationen einschätzen sowie selbstständiges Handeln wird dem
Hund dabei abverlangt.

Wotan |

Bengasha |
Erst einmal muss der Hund lernen die "Beute" Ärmel
richtig zu fassen. Er muss ihn halten und um seine Beute mit einem so
viel größeren "Gegner" streiten, der ihn auch noch bedroht.
Dann aber muss er seine "Beute" auf Kommando wieder loslassen, den
Scheintäter bewachen und sobald dieser still steht, muss er feststellen,
wann dieser versucht zu fliehen und wann es sich nur um einen
Stolperschritt handelt.
Vielleicht sieht das für den einen oder anderen so einfach aus. Aber da
steckt viel mehr dahinter, das setzt klare Strukturen voraus.
Beim eigenen Frauchen mal am Lappen ziehen, das ist für den Hund lange
nicht dasselbe. Einem fremden, großen Mann Paroli zu bieten und mit ihm
um den Lappen streiten, das braucht einfach mehr Courage. :-)

Vielfältigkeit, Selbstständigkeit, Mut, klares
"Denken", körperliche Fitness, Führerbezogenheit und Gehorsam über den
Trieb hinaus, all das braucht der Hund für diese Form des Sportes.
Zuchthunde
Ich für meinen Teil erachte es als sinnvoll, dass
gerade Hunde, die zur Zucht eingesetzt werden, in irgendeiner Form
"gearbeitet" werden sollten.
Dies ermöglicht mir als Züchter, meinen potentiellen Zuchthund auch in
Extremsituationen zu erleben und ihn an seine Grenzen zu führen. Im
Laufe der Ausbildung erkenne ich all ihre Stärken und Schwächen. Das
Zusammenleben in der Familie festigt zudem die ganz besondere Bindung zu
meinen Hunden.
All dies erlaubt mir dann, verantwortungsvoll zu selektieren und bei der
Auswahl der jeweiligen Deckpartner, die für mich richtige Entscheidung
zu treffen.
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Damit sind die Voraussetzungen, dass
die zukünftigen Welpen einmal "gute" Hunde werden und ihren neuen
Familien viel Freude bereiten, gegeben.
Es ist immer wieder eine Bereicherung, die kleinen Wesen 8 Wochen
lang aufzuziehen. Die Welpen, fröhlich und selbstbewusst, zudem
meist etwas zerstörerisch in ihrer Erkundungsneugier erleben zu
dürfen, sind die schönsten Erfahrungen für mich als Züchter.
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Die Zucht dieser wundervollen Hunde liegt
mir sehr am Herzen. Die "Arbeit" mit den kleinen Welpen und
großen
Hunden macht unglaublich viel Freude und bringt Spaß.
Natürlich ist das ganze auch mit viel Geduld und Zeit verbunden, aber
das ist es mir persönlich wert. Zufriedenheit und Ausgeglichenheit für
alle Parteien sind der Lohn. |