Nathan
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Für die ganze Welt warst du nur ein Hund, für mich warst du die ganze Welt Der Stammvater, mit dem alles begann
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Der beste Hund den es je für
mich gegeben hat.
SchH III, IPO III, Fährtenhund, unzähliger Pokalkampfsieger
Eigentlich wollte ich damals keinen Schäferhund mehr. Amigo wurde nur 6 Jahre alt. Atilla sein Nachfolger, hatte bereits mit 1 Jahr schwerste HD mit Arthrosen. Lord den ich mir danach kaufte, hatte soviel Angst, das er vor seinem eigenen Schatten weglief... Ich wollte also keinen Schäferhund mehr. Auf dem Weg nach Frankreich, wo ich mir dann einen Beauceron ansehen und kaufen wollte, machten wir unterwegs Rast . Neben der Gaststätte war ein Bauernhof der Altdeutsche Schäferhunde vom wirklich alten Schlag züchtete, dort sah ich ihn....
Nach langem Verhandeln (er war der letzte Welpe der noch da war und er wollte ihn selber behalten) und einer Einladung zu einem "Bierchen" in dem Gasthaus verkaufte er mir den kleinen Hund. Wir fuhren nach Hause und die ganze Zeit habe ich immer nur gesagt..... Ich wollte doch gar keinen mehr....
Nathan lebte sich schnell ein, wuchs prächtig und war ganz "mein" Hund, er war unglaublich mutig, schwamm mit 9 Wochen schon durch den halben Kanal und was mir zuallererst auffiel, das er sich niemals vor etwas erschreckte oder gar zurück ging.....
Schnell war er 8 Monate und noch viel schneller war ein Jahr vorbei, Nathan war "stark" und "selbstbewusst" . Er verteidigte mich, bewachte das Haus und das Grundstück kompromisslos. Katzen waren leider auch ein Problem, er konnte sie nicht ausstehen. Doch dann bekam ich vom Katzenschutzbund ein kleines nur wenige Tage altes Kätzchen. Mit der Flasche päppelt ich es langsam auf. Nathan saß bei mir und schaute zu. Nach vier Wochen erkundete "Mücke" so langsam auch den Garten, immer dabei... Nathan.. niemand durfte seinem Kätzchen etwas tun. Er begleitete es auf Schritt und Tritt
Über Nathan könnte ich, glaube ich ein ganzes Buch schreiben und selbst das würde nicht ausreichen, alles nieder zu schreiben, was ich im Laufe der ganzen Jahre mit ihm erleben durfte. Er war ganz anders als alle Hunde sie ich vor ihm kannte. Nathan war bösartig, gemein und sehr schlau, er war unbestechlich, hätte sich für mich in Stücke hacken lassen," seine Menschen," "seine Hunde" und "seine Katzen" alles was dazu gehörte, war für ihn sein Leben. Dort war er der freundlichste, liebevollste und fürsorglichste Hund den ich je erlebt hatte. Spaziergänge wurden zu einem Erlebnis, er führte sein Rudel völlig sicher und souverän, wir haben Bauchschmerzen vor Lachen gehabt, als er eines Tages im Wald ein Mäusenest auftat. Er kreischte wie ein kleines Kind vor Freude und schlug mit dem rechten Vorderbein nach ihnen (Beißen durfte er sie nicht, ich hatte ihm als Welpe, da hatte er eine Maus gefangen, sie ihm aus dem Fang gezogen und ihn fürchterlich geschimpft, weil ich mag Mäuse). Wenn er einen See oder auch nur einen Bach auftun konnte, holte er unermüdlich ganze "Schätze" daraus und zeigte mir nacheinander alles was er finden konnte. Vom kaputten Stiefel angefangen, bis auf ...ohne Scherz... Autoreifen.
Als Nathan noch keine 2 Jahre alt war hatte er bereits seine Schutzhund III Prüfung bestanden. Damals war das möglich, heute sind Alterbegrenzungen aufgezeigt. Ich braucht ihm nicht viel zu lernen, er verstand alles sehr leicht. Selbst das Fährten war eher für mich ein Problem (ich gehe nicht gerne) als für ihn. Auch dazu gibt es eine kurze Geschichte zu erzählen. 2 Tage vor seiner SchHI Prüfung kannte er noch keine Gegenstände auf der Fährte, ich also los, lege eine Fährte, meine Socken darauf, und als Nathan an den Socken ankommt, sage ich Platz..... Na klasse, Nathan dreht sich rum, rennt zu mir und legt sich vor mir hin......So hatte ich mir das nicht vorgestellt.... Also überlegen..... Nach Hause gehen, ganze Tasche voll Socken stopfen und wieder los. Dabei habe ich dann "zufällig" überall Socken "verloren". Auf dem Rückweg habe ich ihm die Socken gezeigt und gesagt er soll Platz machen. Es waren wohl an die 50 Socken...... Am Schluss unseres Spazierganges rannte er begeistert zu jedem Socken und schmiss sich vor ihnen zu Boden und "lachte mich an. Er hatte einen Heidenspaß daran. Er bestand die SchHI mit 86 Punkten in der Fährte
Mit Shiva bekam er dann seinen ersten Nachwuchs. Er war ein stolzer Vater, erzog seine Welpen zusammen mit Shiva. Bald belegte er aufgrund seiner überragenden Leistungen auch fremde Hündinnen. Nathan war in allen Belangen, sei es im Hundesport, wo er in den Jahren unzählige Wettkämpfe bestritt, oder aber auch zu Hause, beim Spazierengehen, egal bei was immer unermüdlich, und mit seiner Kraft und Ausdauer nicht zu schlagen.
Schon im ersten Wurf von ihm fielen unsere ersten silbernen Welpen......
Leider kann ich hier nur einen Bruchteil aufzeigen wie Nathan mein Leben beeinflusste und bereicherte, die unzähligen Stunden mit ihm waren ein Geschenk für mich. Dabei war Nathan gar nicht immer der "einfachste" er war noch ein richtiger Hund, mit Aggressionen, Mut, einem wirklichen Beschützerinstinkt und einem ungeheuren Sozialverhalten kleineren und schwächeren gegenüber. Eine kleine Geschichte dazu. Wir holten aus einer Auffangstation einen 2 Jahre alten Schäferhundrüden heraus. Dieser arme Kerl hatte alles was es nur geben kann, er war wirklich sehr schwach und sehr krank. Normalerweise ein anderer Rüde, in Nathans Revier....undenkbar... Ich brachte "Luzifer" ins Haus legte ihn nieder und zeigte Nathan diesen kranken Hund... Er "stakste" um ihn herum, beschnüffelte ihn ausgiebig schaute mich an, und legte sich neben ihn nieder. Selbst unsere Katzen durften nicht an den "Neuen" Nathan beschützte ihn.......
Sein Beschützerinstinkt war das eine, seine Liebe die andere Seite, er hätte für mich alles getan, genauso wie ich für ihn. Wenn ich ihm gesagt hätte, er solle von einer 10 Meter hohen Brücke springen, er hätte es getan, ohne zögern, für mich, im Vertrauen darauf, das ich ihm nie schaden würde. Seine Liebe Treue und absolute Unbestechlichkeit habe ich in solchem Maße bei keinem anderen Lebewesen je erfahren.
Sein Spielverhalten war bis zu seinem Tode ungebrochen, ein Ball, ein Stöckchen, nach Steinchen im Wasser tauchen, alles war so mühelos und unbeschwert. Jeden Tag hatte er neue "Dönekes" im Kopf, erfand selbstständig neue Spiele und verblüffte uns alle mit seiner schnellen Auffassungsgabe und Intelligenz. Auch dazu fällt mir spontan eine Geschichte ein: Sein Ball, das wichtigste schlechthin für Nathan, den er mit einem Temperament und einer Schnelligkeit verfolgte, lag hinter der Kaffeemaschine, dummerweise direkt hinter einem Kabel. Jeder Hund, hätte normalerweise um an den Ball zu gelangen, diesen in den Fang genommen und hätte zwangsläufig das Kabel mitgerissen. Nicht Nathan, er schaute sich das an, nahm seine Pfote schob den Ball in seine Richtung und nahm in dann auf. Wir haben fassungslos zu geschaut...
Ich bedauerte nichts mehr, als das ich noch nie mit ihm in den Urlaub gefahren war, ich wollte ihm den Flug nicht zumuten, ein Hotelzimmer wäre eine Qual für ihn gewesen, dabei liebte er Wasser über alles. Ich wollte ihm doch so gern noch das Meer zeigen..... Die Wellen die an den Strand rollten und endlose Spaziergänge am Wasser entlang. Mir war bewusst das er nicht ewig lebt und dieses eine... das Meer... die Wärme und die Sonne, ich hätte es mir nie verziehen, hätte ich nicht mit ihm dort hinkommen können.... Wir kauften uns kurzerhand ein uralten VW-Bus, der Motor hatte sicher in seinem Leben schon viele bessere Zeiten gehabt. Herbert lag den ganzen Urlaub fluchend, mehr unter dem Auto, als am Strand, trotzdem es war die schönste und tollste Zeit in meinem und Nathans Leben. Mücken ohne Ende, wilde Carmague Stiere die aus dem nahen Wald kamen und an unserem alten Bus vorbeizogen. Ein plötzlicher Sturm und ein Einbruch in unseren altersschwachen Bus. Egal ,wir campten mitten am Meer und ich werde diese Zeit niemals vergessen.
Ich glaube, wenn es nach Nathan gegangen wäre, wären wir nie wieder nach Hause gefahren. Der Bus war sein ein und alles, er saß beim Fahren auf dem Motorblock und schaute unentwegt nach draußen, und nahm alles in sich auf . 4 traumhafte Wochen, voller Sand, Unbequemlichkeiten, räumliche Enge, jede Menge bissiger Mücken, und doch voller Abenteuer, Gemeinsamkeit, Spaß und unglaublicher Freude für meinen Freund.
Unser alter Bus im Sonnenuntergang am Meer Weit und breit Platz, wir konnten endlos laufen.. Die Zeit verging nun plötzlich rasend schnell, Nathan war schon vor unserem Urlaub an Prostatakrebs erkrankt. Man merkte ihm jedoch nichts an. Wir beschlossen ihn chemisch kastrieren zu lassen. Das war das Mittel der Wahl in seinem bereits fortgeschrittenen Alter. Er kam hervorragend damit zurecht und lebte sein Leben ohne große Einschränkungen weiter.
Selbst im hohen Alter war er immer noch der unumschränkte Boss in der Gruppe, er war schnell, wendig und nach wie vor durch nichts zu bremsen. Allerdings erbrach er dann immer öfter sein Futter, nahm auch schnell an Gewicht ab. Seine Lebensenergie und seine ungeheurer Wille war weiterhin ungebrochen. Es kam dann soweit, das er Buscopan gespritzt bekam. Buscopan ist allerdings auch ein gemeines Mittel, es brennt wohl sehr wenn man es spritzt. Als er das erste mal dieses Medikament von meinem Tierarzt bekam (er trug immer einen Maulkorb, wenn der Tierarzt da war) hielt ich ihn wie gewöhnlich, das heißt, ich stand breitbeinig über seinem Rücken und hielt seinen Kopf in meinen Armen fest, damit er den nicht wirklich geliebten Tierarzt eigentlich gar nicht sehen musste. Nathan knurrte, auch wie immer, aus tiefster Seele.... aber auf einmal ging alles drunter und drüber... Nathan bockte wie ein Stier, warf sich mit aller Gewalt herum und ich konnte ihn wirklich kaum noch bändigen. Herbert schrie ich, Tu sofort den Tierarzt weg, Herbert nicht lange gefackelt, griff sich Dr Diekhans und schmiß ihn in den nächsten Zwinger, Tür zu, keine Sekunde zu früh, Nathan klatsche vor die Tür. Diese Geschichte erzählt unser Tierarzt noch heute Übrigens, als er dann später öfter dieses Medikament benötigte, ließ er es sich mit stoischer Gleichmut von mir verabreichen.
Es ist schwer für mich weiter zu berichten, aber wenn es einer verdient hat, das ich von ihm erzähle, dann ist das Nathan. Es kam immer öfter vor das er sein Futter nicht mehr vertragen konnte, ich kochte dann für ihn, damit er wenigstens etwas Nahrung bei sich behielt, er bekam nun auch Medikamente gegen das Erbrechen. Trotzdem ging es ihm gut, er wollte spazieren gehen, wollte auf keinen Fall auf sein "Ballspielen" verzichten. Mit den Tabletten hatte er uneingeschränkte Lebensfreude
Der Tag, war ein Tag wie jeder andere, morgens bekam Nathan sine Tabletten, er verlangte sein Futter und wollte danach seine Gassirunde. Ich zog mich an und wir gingen los, Nathan wie immer, hob an jedem Baum sein Bein, kratzte danach und marschierte weiter durch sein"Revier". Wieder hob er das Bein und irgendwas war komisch ???? Es dauerte eine Weile bis ich dahinterkam. Er setzte kein Urin ab.... Zuhause angekommen rief ich sofort den Tierarzt an. Tja..... nachdenklich und vorsichtig sagte er, es könnte unter den günstigsten Umständen ein Blasenstein sein, der sich vor dem Harngang gesetzt hat. Ich sollte mit ihm sofort zu seiner Praxis.
Er versuchte Nathan zu entwässern, den ganzen Tag, zwischen Verzweiflung und Hoffnung, lief ich mit ihm seine "Lieblingsstellen" ab. Er wollte spielen, wollte seinen Ball, war lustig, ein Kämpfer eben, sein ganzes Leben lang. ... Nur er musste nicht...... Abends kam der Tierarzt, untersuchte seinen inzwischen angeschwollenen Bauch, schüttelte bedauernd mit dem Kopf, er bekam weitere Spritzen, dann setzten wir uns zusammen an den Küchentisch. Es gab 2 Alternativen,.. die eine, er wird operiert, nachgesehen was da drin in ihm los ist, die zweite ... er wird eingeschläfert...............
Ich bat, unter Tränen , um Bedenkzeit.. Fragte ob es bis morgen früh für Nathan eine Qual sein würde? Nein, sagte mein Tierarzt und ging. Die ganze Nacht saß ich bei meinem Freund, ich weinte, ich ging nochmals mit ihm, und noch mal, und noch mal, die ganze, lange, kurze, Nacht. Ich erzählte ihm von dem Meer, von Shiva, von seinen geliebten Bus, ich schrie ihn an, er solle aufhören mir solche Angst zu machen. Versprach ihm, wir würden wieder fahren, wenn er nur einmal Urin absetzten würde. Er tat es nicht.... tröstete mich, brachte mir seinen über alles geliebten Ball, schleppte sein ganzes Spielzeug an, schupste mich mit seinem dicken Kopf, das ich hinten rüber fiel. Er legte sich zu mir auf den Boden und schaute mich nur an.
Wir haben ihn operieren lassen, ich hätte nicht damit leben können, nicht alles versucht zu haben.... Es war alles umsonst....
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